Neues Museum für Bienen
"Für Bienen" wird bei dem Museum für Bienen ganz wörtlich genommen, denn sämtliche Ausstellungsräume des Museums sind in erster Linie für den Besuch der Bienen ausgelegt . Aber auch für Menschen dürften die einzelnen Ausstellungen, wie auch die Beobachtung der eigenartigen Publikumsströme von Interesse sein, so dass das Museum im Rahmen regelmäßiger Öffnungszeiten allen Interessierten zugänglich sein wird.
Formal beheimatet sich das Neue Museum für Bienen in der Tradition der Figurenbeute. Figurenbeuten sind einzelne Bienenstöcke oder ganze Bienenstände, die von Imkern bewirtschaftet wurden und gleichzeitig auf besondere individuelle Art und Weise von ihren Betreibern gestaltet wurden. Häufig wurden dabei den Bienenkörben Nachbildungen menschlicher Köpfe aufgesetzt, oder der Bienenstock als Ganzes wurde in Form einmer menschlichen Figur gestaltet, wobei die Fluglöcher der Bienen so platziert wurden, dass es aussah, als würden die Bienen aus dem Mund, den Augen oder sonstigen denkbaren Körperöffnungen eines menschlichen Körpers ein- und ausfliegen. Neben der Abschreckung von Kindern bei den sogenannten Bannmasken, und den Tier- und Heiligenfiguren gaben diese eigenartig gestalteten Behausungen immer auch selbstreflexives Zeugnis von dem Selbstverständnis der Imker und dem sie umgebenden kulturellen Kontext.
Vor dem Hintergrund imkerlicher Perspektiven stellt sich das Neue Museum für Bienen bewußt in diese Tradition, in dem die einzelnen Ausstellungsräume jeweils auf einem Bienenvolk ansiedelt werden und somit beispielsweise ein ganzer Bienenstand mit ca. 10 Bienenvölkern zum Sockel für die verschiedenen Ausstellungsräume des Museum wird. Mittels unterschiedlicher Zugänge wird es den Bienen dabei ermöglicht die einzelnen Räume zu begehen bzw. zu befliegen. Neben ihrer Eigenschaft als Besucher des Museums und ihrer Funktion als räumlichem Sockel werden die Bienenvölker auch in wirtschaftlicher Hinsicht relevant. So ist es geplant, den Unterhalt des Museums, und damit langfristig auch die jeweiligen Produktionsbudgets für die einzelen Ausstellungsräume aus den finanziellen Erträgen der jeweiligen Bienenvölker zu bestreiten. Darüber hinaus können einzelne Bienenvölker bzw. die damit verbundenen thematische Schwerpunkte einzelner Ausstellungsräume von Einzelpersonen oder Institutionen, ähnlich wie bei den Bienenpatenschaften, finanziell unterstützt werden.
Den gestalterischen, künstlerischen und musealen Hintergrund dieser Vorgehensweise bilden Institutionen aus der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart, wie beispielsweise das Adlermuseum von Marcel Broodthaers oder das von David Wilson gegründete Museum for Jurassic Technologies in Los Angeles. Die spezifische Ausrichtung und Arbeitsweise dieser Institutionen, ist gekennzeichnet durch eine explizite Hinwendung zu gesellschaftsgestaltenden Prozessen als einem Resonanzraum für künstlerische Produktionen. Ebenso ist ihnen gemeinsam, dass sie alle aktiv und experimentell daran arbeiten, die Institution des Museums zu einem Ort für eine aktuelle künstlerische Praxis und Vermittlung weiterzuentwickeln.
In enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen, sozialen und künstlerischen Einrichtungen (beegroup Würzburg, Bieneninstitut Oberursel, Werkstatt Frankfurt, Museum für Moderne Kunst Frankfurt), Architekten, Gestaltern, Historikern, (Tier-)philosophen, Künstlern, Technikern und Imkern soll in den kommenden Jahren sukzessive das Neue Museum für Bienen wachsen. Dabei wird sich der Aktionsradius des Museums nicht nur auf einen Standort beschränken, sondern, in seinem Selbstverständnis als operatives Museum, über den Frankfurter Standort hinaus, weitere "Ableger" in jeweils spezifischen Kontexten ansiedeln.
Das Neue Museums für Bienen versucht einerseits einen historischen Ăberblick zu entwickeln in dem zum Beispiel dargestellt wird, auf welche Art und Weise Bienen immer wieder als Vorbild und Modell für monarchistische, nationalistische oder demokratische Gesellschaftssysteme herhalten mussten. Zum Anderen, und in der Hauptsache wird es aber darum gehen, diese historischen Entwicklungen zu aktualisieren - denn am heutigen Umgang mit Bienen werden die Umwälzungen der globalisierten Gesellschaft besonders deutlich und sinnfällig.
Die aktuelle Standorte des Neuen Museums für Bienen sind in Frankfurt, Berlin und Amsterdam. 2013 werden weitere Räume in Budapest eröffnet werden.